Aufbauend auf der langjährigen Beziehung zwischen der ARTCO Gallery und Bruce Clarke freuen wir uns, seine Einzelausstellung ECCE NATURA anzukündigen. Die Eltern des Künstlers verließen Südafrika ein Jahr bevor er 1959 geboren wurde. Seine Jugend in London war geprägt von Besuchen diverser Anti-Apartheid-Kämpfer*innen und Menschenrechtsaktivist*innen; es versteht sich also von selbst, dass er sich dieser Bewegung anschloss.
Clarke’s Kunst ist eine Einladung, über die Welt und die darin enthaltenen Darstellungen nachzudenken. Bei immer komplexer werdenden Zusammenhängen der Gesellschaft, bietet seine Malerei eine besondere Möglichkeit, Themen zu veranschaulichen. Clarke positioniert sich dabei außerhalb der Strömungen der egozentrischen zeitgenössischen Kunst und plädiert für eine aktive und künstlerische Gestaltung der eigenen Geschichte. Diesen Anspruch hat er bereits in seiner Werkrserie über Migration, Fantômes de la Mer, zum Ausdruck gebracht.
Die Ausstellung ECCE NATURA ist eine Präambel der musealen Inszenierung Ecce Homo. (Erstmals präsentiert im Musée national de la Résistance et des Droits humains, Esch sur Alzette, Luxemburg und im IX. Fort, Kaunas, Litauen im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstädte 2022). ECCE NATURA entwickelt die darin behandelten Themen - Wirtschaftswachstum, Macht und Naturverständnis - aus einer anderen Perspektive weiter und stellt neue Werke vor, die insbesondere das letztgenannte Thema vertiefen. Clarke fragt in dieser Ausgestaltung nach der existenziellen Beziehung des Menschen zur Natur und deckt die Feinheiten und Konflikte in dieser Spannung auf. Er weist auf die Dominanz hin, mit der sich der Mensch von der natürlichen Welt abgrenzt, sich über sie erhebt. Am Ende wird er sich aufgrund des unbändigen Wachstumsdrangs wohl von ihr entfremden.
Die Kunstwerke von Clarke zeigen urbane Landschaften, die mit der Natur verschmelzen; die wie Waldbrände ausbrechen. Wir sehen brennende Naturlandschaften, die Fabrikschornsteinen ähneln - äußere Zeichen des tragischen Fortschritts in unserer Zeit. Der verschwommene Malstil regt den Betrachter dazu an, über das empfindliche Gleichgewicht zwischen menschlicher Entwicklung und dem Erhalt unserer natürlichen Umwelt nachzudenken. Er wirft Fragen nach einer ausgewogene Koexistenz mit der Natur auf: Bleibt in unserem egozentrischen Optimierungsdrang noch Raum für Empathie? Ist es zu spät für die Wiedereingliederung der Menschheit unter die Naturgesetze? Oder hat der Mensch die Natur bereits geopfert, um der Technologie als seiner neuen Religion zu folgen?
Der Krieg des Menschen gegen die Natur ist unweigerlich auch ein Krieg gegen sich selbst. Bruce Clarke verweist auf Rachel Carson, die bereits 1962 in ihrem bahnbrechenden Werk "Silent Spring" verkündete: "Die 'Beherrschung der Natur' ist eine arrogante Phrase aus dem Neandertaler-Zeitalter der Biologie, als man annahm, dass die Natur zum Nutzen des Menschen existiert.“
Am 15.9. wird die Ausstellung mit einer Performance des renommierten Choreographen Tebby W.T. Ramasike gefeiert. Der südafrikanische Choreograf, Performer, Tanzlehrer, Tanzforscher, Butoh-Praktiker und Kulturaktivist wurde 1965 in Johannesburg geboren. Ramasike begann schon in jungen Jahren mit dem Tanz und wurde seither für eine Vielzahl renommierter Choreografie- und Tanzpreise nominiert und hat diese auch gewonnen. Im Laufe seiner bemerkenswerten Karriere hat er an unzähligen Aufführungen und Ensembles mitgewirkt.
Ramasike konzentriert sich in seiner Praxis auf die gegenseitige Bereicherung von Kulturen in Tanz und anderen Kunstformen. Unkonventionelle Bewegungen, die den ganzen Körper ansprechen, heben die Rolle und die spirituelle Essenz des Körpers als Kommunikationsmittel hervor und bringen Tanz als Performance, soziokulturelle und pädagogische Plattform zum Menschen. Seine Afro-Butoh-Performance kann die Zuschauer dazu bringen, tief in sich selbst zu gehen und entsprechen einer Einladung, sich körperlich, intellektuell und sozial auf den Rhythmus einzulassen.
Die Performance am 15.9. umfasst Teile von "The Wreckage Of My Flesh", einem Butoh-Projekt, das bereits für die ECCE HOMO-Ausstellungen und die Programme Esch2022 und Kaunas2022 entwickelt wurde und in Luxemburg respektive Litauen aufgeführt wurden. Die Musik stammt von Hiroko Komiya, Atsushi Takenouchi und Chris H. Lynn.