Im Fokus der Ausstellung THROUGH THEIR EYES stehen ikonische Portraits des französischen Fotografen Stephan Gladieu. Der Dokumentarfotograf thematisiert in seinen Werkserien kulturelle, gesellschaftliche und politische Narrative der heutigen Zeit in Afghanistan, Namibia, Benin, Kongo oder Nordkorea. So unterschiedlich die geografische Lage und die gesellschaftlichen Charakteristiken seiner Motive sind, so unverwechselbar ist die Art und Weise, wie Gladieu diese globalen Themen einfängt und verbildlicht. Den Fotografen interessieren die verschiedensten Facetten des menschlichen Zusammenlebens. Exemplarisch hierfür präsentiert die Ausstellung drei seiner umfangreichsten Projekte der letzten Jahre.
Zentral im Schaffen von Stephan Gladieu steht seine preisgekrönte Portraitserie NORTH KOREA. Er bereistedas von der Außenwelt abgeschottete, diktatorisch-regierte Land, um sich intensiv mit dem kulturell-politischen Gemeinwesen dieses Staates und seiner Bevölkerung auseinanderzusetzen. Seine fast schon inszeniert und unwirklich wirkenden Portraitaufnahmen kommentieren eindrucksvoll und humoristisch das durch staatliche Propaganda geprägte Land und dessen Selbst- und Außenbild.
Auch seine Werkserie EGUNGUN gibt Einblicke in eine abgeschottete Gesellschaft.
2018 reiste Gladieu ins westafrikanische Benin, dem Land der Yoruba, wo er die mystischen Totenrituale des EGUN und dessen geisterhafte Ritualmasken fotografisch festhielt.
Der EGUN ist eine Gestalt, die sich zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten bewegt. Er kann nach dem Tod, aber auch bei der Geburt eines Stammesmitgliedes in Erscheinung treten. In langen Zeremonien werden dem EGUN Nahrungsmittel, Getränke und Geld geopfert, die er in sein Ritual mit einbezieht. Es ist strengstens verboten, direkt mit dem EGUN zu kommunizieren oder ihn zu berühren.
In Anlehnung an diesen Ahnenkult schuf das im kongolesischen Kinshasa ansässige Künstlerkollektiv «Ndaku, ya la vie est belle» aus Abfallprodukten der Gesellschaft eine Reihe abstrakt anmutender Masken - oder Kostüme.
Gladieu begleitete «Ndaku, ya la vie est belle» und fotografierte die Künstler*innen in ihren Kostümen auf den Straßen von Kinshasa und nannte diese Serie HOMO DETRITUS.
Besonders in der Hauptstadt des zentralafrikanischen Landes werden die Ausmaße der globalen Müllproblematik deutlich. Auf riesigen Deponien inmitten der Stadt lagern Millionen Tonnen Abfall. Ein großer Teil dieser Abfälle entsteht bei dem Abbau von kongolesischen Bodenschätzen. Diese sind Rohstoffe der Industrieproduktion in Asien. Die hier entstanden Produkte werden dann im Westen genutzt und gelangen anschließend wieder nach Gebrauch in Form von Müll in den Kongo.
Der Gründer von «Ndaku, ya la vie est belle», Eddy Ekete Kesche will mit weiteren 25 Künstlerkollegen auf diesen globalen Missstand aufmerksam machen.