In Paris präsentiert unsere Galerie neue Arbeiten des Künstlers und Menschenrechtsaktivisten Marcelo Brodsky (1954, Argentinien) und dessen fortwährenden Kampf gegen politische Unterdrückung und Geschichtsvergessenheit. Als Sohn jüdischer Eltern, die aus Europa nach Argentinien emigrieren mussten, legt Brodsky in seinen historischen Erzählungen Wert darauf, die koloniale Einflussnahme Europas mit ihren Folgen in Afrika und Südamerika zu verbinden. Im Einklang mit dem kuratorischen Fokus der diesjährigen Messe, zeigt er nun erstmals eine Werkserie, die sich mit dem Befreiungskampf der Karibik auseinandersetzt. Eine zentrale Figur dieses Protests war der Autor, Professor und Aktivist Walter Rodney. In Guyana geboren wurde er zum Mittelpunkt der sogenannten „Rodney Riots“ auf Jamaica und Barbados und ein Vordenker der Black Power Bewegung weltweit.
Eine andere Sichtweise auf die Karibik und ihr kulturelles Erbe präsentiert Béliza Troupé (1989, Guadeloupe). Nach ihrem Kunststudium in Bordeaux kehrte sie nach Guadeloupe zurück, um dor tihr Atelier einzurichten und eine Brücke zwischen diesen Kulturräumen zu schlagen. In ihrer künstlerischen Praxis erforscht sie die vielschichtigen Identitäten der Insel, insbesondere im Spannungsverhältnis mit der Natur und dem menschlichen Organismus. Vor diesem Hintergrund zeigt ihre Stickerei „Ramification II: Identité cicatricielle“ (2019) die Narben einer afro-diasporischen Identität. Die Künstlerin begann dieses Werk in ihrer Heimat Guadeloupe, arbeitete dann weiter daran während eines Aufenthalts in Bandjoun (Kamerun) und stellte es fertig, als sie zurück in ihrem Atelier war. Der mehr als 2 Meter lange Wandteppich wird so zur Metapher für eine Reise, die die Künstlerin wie viele andere Menschen geprägt hat. Es zeigt die Wurzeln einer atlantischen Identität, die nicht einfach afrikanisch, amerikanisch oder europäisch ist, sondern über Jahrhunderte hinweg durch den brutal erzwungenen Handel über den „Schwarzen Atlantik“ hinweg entstanden ist.
Wir freuen uns des Weiteren, vier neue Arbeiten von Saïdou Dicko (geboren 1979 in Burkina Faso) zeigen zu können. Dicko, der heute in Paris lebt und arbeitet, lenkt die Aufmerksamkeit der Betrachtenden auf den sozialen Kontext in seiner Heimat. Wir sehen seine Figuren an Tankstellen, im Gespräch auf den Veranden der Häuser oder durch die Hauptstadt Ouagadougou flanieren. Für den Künstler geht es mit diesen Alltagsszenen darum, näher an den universellen Gestus der Menschen heranzukommen und die Rolle von kindlichem Spiel, harter Arbeit, oder Familie zu betonen. Auch Dicko’s Arbeiten sind in vielen internationalen Veranstaltungen, Biennalen, internationale Messen und Ausstellungen zu sehen.
Als vierten Künstler zeigen wir Arbeiten aus dem Nachlass des Deutsch-Togolesen EL Loko. Der 1950 in Togo geborene Künstler baute mit seinem Werk eine Brücke zwischen den traditionellen Ikonografien Westafrikas und der Europäischen Kunstszene der 80er und 90er Jahre. EL Loko wurde dabei insbesondere durch seinen Lehrer und Mentor an der Kunstakademie Düsseldorf geformt: Joseph Beuys. Dessen experimenteller Methodik sowie seinem ganzheitlichen Lehransatz folgend, war auch Loko darauf bedacht, formale wie inhaltliche Grenzen auszuloten. Ausdruck fand dieser Anspruch im ganzen Spektrum seiner Arbeiten, welches Malerei, Drucke, Skulptur, Performance und Poesie umfasste. Bis zu seinem Tod im Jahr 2016 arbeitete Loko in Deutschland und Togo und wurde durch zahlreiche internationale Ausstellungen zu einem Vorreiter afrikanischer Positionen im zeitgenössischen Diskurs.